Bernstein und Ostsee – diese Begriffe bilden fast ein Synonym. Wer denkt dabei nicht an die vielen einsamen Bernsteinsammler an der Ostseeküste, vor allem nach oder während eines Seewindes? Sofort fällt auch das Rätsel des Bernsteinzimmers ein, das in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs verschwand und bisher nicht wieder aufgetaucht ist. Bernstein übt bis heute einen mystischen Reiz aus. Die ungeheure Vielfalt an Farben, Formen und Größen, die Möglichkeit von Einschlüssen und deren rätselhafter Herkunft machen die Magie eines Stoffes aus, dessen Herkunft jedoch ziemlich leicht zu beschreiben ist.
Bernstein ist ein fossiles Harz mit Eigenschaften, die denen eines Steins ähneln. Die altgriechische Bezeichnung Elektron für Bernstein weist auf die elektrostatischen Eigenschaften von Bernstein hin. Mit ihm wurden historisch gesehen die ersten Versuche mit statischer Elektrizität durchgeführt.
Die Harze stammen von verschiedenen Pflanzenarten, wodurch sich das genaue Erscheinungsbild bestimmt. Von großem wissenschaftlichen Wert sind die Einschlüsse (Inklusen) in Form von Insekten, die vom harztropfen eingeschlossen und konserviert wurden.
Als Region mit großen Vorkommen in Europa gilt der südöstliche Ostseeraum, das Baltikum mit der Halbinsel Samland zwischen Frischem Haff und Kurischem Haff. Dort wird Bernstein bis heute industriell gewonnen.
Die größte Romantik besitzt jedoch das individuelle Sammeln am Strand. Dabei wissen die Profis, dass sich Bernstein vor allem an Schlick, Ästen oder anderen angeschwemmten Gegenständen finden lässt. Auf eine kleine Bernsteinmine, vor allem aber auf die zahlreichen Bernsteinsammler am Strand gehen die „Bernsteinbäder“ zurück. Unter diesem gemeinsamen Namen vermarkten sich die Usedomer Seebäder Zempin, Koserow, Loddin-Kölpinsee und Ückeritz.
An der Ostseeküste sind Museen, die sich auf Bernstein spezialisiert haben oder ihn mit ausstellen, keine Seltenheit. Vor allem in den baltischen Ländern gibt es in zahlreichen Orten solche Museen. In Danzig besteht eine kleine Gasse fast vollständig aus kleinen Bernsteinläden. Bernsteinschmuck ist schon seit mehr als 10.000 Jahren nachweisbar. Große und bekannte Bernsteinmuseen gibt es im litauischen Palanga, in Kaliningrad, in Danzig sowie das Deutsche Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten. Kleinere Bernsteinausstellungen finden sich in Sellin auf Rügen und in Jarosławiec in Polen.
Foto: © Dieter Schütz / pixelio.de
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