Er ist von den Küsten Deutschlands nicht mehr wegzudenken. Ob Nordsee oder Ostsee, ob Ost oder West, der Strandkorb hat sich zum Charakteristikum des deutschen Strandurlaubs entwickelt. Sogar an Binnenseen wird er immer öfter angetroffen. Nur langsam beginnt er auch in anderen Ländern Fuß zu fassen. Wir bieten Ihnen einen näheren Blick auf Geschichte, Bauformen und die Perspektiven des beliebten Strandmöbels.
Die klassische Form geht auf einen Korbstuhl mit Überdachung zurück, die schon seit dem 16. Jahrhundert in Bürgerhäusern Deutschlands, der Niederlande, Englands, Schottlands und Irlands nachgewiesen worden sind. Eine Nutzung außerhalb von Gebäuden ist bis 1870 nicht überliefert. Doch kurz darauf beginnen Berichte von überdachten Korbstühlen, die an den Badestränden allmählich auftauchten. Das alles passierte im Zusammenhang mit dem sich rasch entwickelnden Badetourismus an den europäischen Küsten, der in Deutschland mit dem ersten deutschen Seebad Heiligendamm an der Ostsee begann und schnell auf andere Küstenabschnitte auch an der Nordsee übergriff.
Trotz vieler Vorläufer wird der Rostocker Korbmachermeister Wilhelm Bartelmann mit Recht als der Erfinder der heutigen Strandkörbe angesehen. Er fertigte 1882 das erste Exemplar, einen Einsitzer aus Weiden- und Rohrgeflecht für eine ältere Dame als Wind- und Wetterschutz für den Strand. In der Folgezeit entwickelte sich die Herstellung von Strandkörben zu einem florierenden Geschäft, wobei zunehmend die Vermietung statt des Verkaufs die Produktionszahlen bestimmte. Die Strandkorbmanufaktur von Wilhelm Bartelmann bestand bis 1942, sie hatte keinen direkten Nachfolger. Jedoch wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts in vielen anderen ostseenahen Orten Strandkörbe hergestellt. Heute sind alleine an den deutschen Küsten deutlich mehr als 100.000 Strandkörbe im Einsatz, überwiegend in der Vermietung. In anderen europäischen Küstenländern konnte sich der Strandkorb jedoch nicht durchsetzen.
Foto: © Wikimedia / Emma7stern CC BY-SA 1.0
Die älteste deutsche Strandkorbfabrik in Heringsdorf
Als Carl Martin Harder in Rostock das Handwerk des Strandkorbbaus erlernte, entschloss er sich daraufhin, eine eigene Fabrik zu eröffnen – in seiner Heimatstadt Wolgast vor den Toren Usedoms, im Jahr 1925. Einige Jahre später verlegte er das Unternehmen nach Heringsdorf, der somit die älteste noch existierende Strandkorbfabrik Deutschlands ist.
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