Das Doberaner Münster ist eine der bedeutendsten und am besten erhaltenen Sakralbauten im Ostseeraum. Seine Bedeutung geht auch auf die sehr gut erhaltene Innenausstattung und die regelmäßigen Denkmalschutzmaßnahmen zurück. In einem neuen Buch fasst der Autor den Denkmalschutz im und um das Doberaner Münster im 19. Und 20. Jahrhundert zusammen. Vor reichlich sieben Jahren begann der Kunsthistoriker die Vorarbeiten zu diesem Dissertationsprojekt. Es begann eine intensive archivalische Forschungsarbeit. Der Blick in den 450 Seiten umfassenden Band macht die Themenvielfalt deutlich.
Der erste Teil des Buches behandelt im Kapitel "Die Restaurierungen zwischen 1829 und 1984" in ausführlicher und akribischer Weise die Forschungen und Instandsetzungen vor 1830, die Restaurierung von 1841 bis 1867, die folgende von 1882 bis 1900, Baupflege zwischen 1900 und 1960 sowie die Restaurierung von 1964 bis 1984. Im weiteren Verlauf der Doktorarbeit werden die denkmalpflegerischen Leistungen am Bauwerk behandelt, die einzelnen Bereiche des Baus: Chor, Querhäuser, Bülowkapelle, Langhaus, Dächer, Dachreiter und die Gewölbe.
Neue Erkenntnisse werden z.B. zum Strebesystem geliefert. Thiele geht auf den mittelalterlichen Zustand, die Kontroversen um den Fortbestand der Bögen im 18. Jahrhundert, den Abbruch in Etappen und die Frage nach einem neuem Strebesystem ein. Drei Strebebögen blieben bis heute erhalten, einer im Dachbereich des nördlichen Seitenschiffs ist hier abgebildet. Ist das Bauliche thematisch abgeschlossen, nähert sich der Autor ausführlich der reichen mittelalterlichen und neuzeitlichen Ausstattung. Dazu zählt der Kreuzaltar. Der Interessierte wird fündig über den mittelalterlichen Bestand, den Abbau und die Versetzung in das westliche Mittelschiffsjoch, die Restaurierung 1896, die Suche nach dem ursprünglichen Standort sowie zur Rückversetzung und Restaurierung von 1976 und 1984.
Ob die Recherchen zu liturgischen Schränken, Taufsteinen, Orgeln, Gestühlen, Glasmalereien, Fürstengräbern, z.B. zum Oktogon und zur Grabfigur der Königin Margarethe - es ist eine unschätzbare Materialfülle. Diese zeichnet sich nicht nur quantitativ, sondern ebenso qualitätvoll aufbereitet aus und ist zudem sehr gut lesbar.
Am Donnerstag, dem 31.03.2016 wird in einem Vortrag und mit einer Führung das neue herausragende Werk von Dr. Stefan Thiele aus Chemnitz vorgestellt. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Küsterhaus (Klosterstraße 2, direkt gegenüber vom Münster) mit dem Vortrag: "Die Restaurierung am Doberaner Münster durch Gotthilf Ludwig Möckel" und der Buchvorstellung.
Im Anschluss folgt zu ausgewählten Aspekten und Ausstattungsstücken eine Führung mit Herrn Thiele durch das Münster.
Foto: © Thomas Helms Verlag
Datum: 14.03.2016
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