Mit gleich zwei Ereignissen hat sich Ende April der Ort Peenemünde im Norden der Insel Usedom erneut in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt: Neue Ausstellungsbereiche wurden im Historisch-Technischen Museum (HTM) eröffnet, und auf dem Gelände des nahegelegenen Flugplatzes wurde ein Projekt begonnen, dessen Bedeutung kaum zu überschätzen ist: Der Solarpark Peenemünde.
Als eines der wenigen erhaltenen Gebäude der Peenemünder Versuchsanstalten gilt das ehemalige Steinkohlekraftwerk heute als das größte Industriedenkmal Mecklenburg-Vorpommerns. Die 2012 im Kesselhaus eröffnete Dauerausstellung „Das Kraftwerk - Gebaut für die Ewigkeit… ?“, wurde um einen Rundgang durch die Turbinenhalle und weitere bisher nicht zugängliche Ebenen des Kesselhauses erweitert. Auf Multimediastationen können die Besucher mehr über die Geschichte und Funktionsweise des Kraftwerkes erfahren, die in 3D-Animationen anschaulich erklärt werden. Das Kraftwerk wurde im November 1942 in Betrieb genommen und sicherte die
Stromversorgung der Peenemünder Versuchsanstalten, einem der modernsten militärischen Technologiezentren der Welt zwischen 1936 und 1945. Hier gelang 1942 mit dem weltweit ersten Start einer Rakete ins All einer der spektakulärsten, gleichzeitig aber auch einer der gefährlichsten technischen Durchbrüche des 20. Jahrhunderts.
Die unter der wissenschaftlichen Leitung Wernher von Brauns entwickelte Rakete A 4 gilt heute als Vorläufer aller militärischen und zivilen Trägerraketen, wurde jedoch vor allem als „Vergeltungswaffe 2 (V 2)“ bekannt. Für die Forschung in Peenemünde und vor allem für die Produktion von flüssigem Sauerstoff für Raketenantriebe, für die elektrische Peenemünder Werkbahn und auch für die anlaufende Serienproduktion der „V 2“ wurden große Mengen an Elektrizität benötigt. In kürzester Bauzeit von etwa zweieinhalb Jahren wurde das Kraftwerk gebaut und erzeugte eine Leistung von 30 Megawatt. Nach der teilweisen Demontage unter sowjetischer Besatzung war das Kraftwerk nach einer Instandsetzung und Erweiterung in den frühen 50er Jahren noch bis 1990 in Betrieb.
Der künftigen Energieversorgung als einem der wichtigsten Probleme der Menschheit gewidmet ist ein Projekt, das auf dem Gelände des Flugplatzes Peenemünde in Angriff genommen wurde. In Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Partnern aus Industrie und Forschung wird eine Anlage errichtet, die über den auf Usedom reichlich vorhandenen Sonnenschein Solarstrom produziert und diesen zur Gewinnung und Speicherung von Wasserstoff nutzt. Damit wäre die Entwicklung im Bereich Energiespeicherung einen großen Schritt weiter, denn flüssiger Wasserstoff kann gespeichert und über große Entfernungen transportiert werden, um dann in kurzer Zeit bedarfsgerecht in Primärenergie umgewandelt und ins Netz gespeist werden zu können.
Quelle: HTM, Solarpark: nordlicht verlag
Foto: © oben: HTM Peenemünde, unten: nordlicht verlag
Datum: 22.04.2014
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