Der Vogelpark Marlow ist bei Ostsee-Urlaubern, die ihre Ferien in Mecklenburg-Vorpommern verbringen, ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Doch der Name trügt etwas: neben allerlei „Federvieh“ sind im Vogelpark Marlow auch diverse andere Bewohner der Kontinente anzutreffen. Zwei Studentinnen aus Greifswald hat es jetzt für ihre Studienzwecke die afrikanische Savanne im Vogelpark Marlow angetan.
(Marlow) Mittwoch 14.30 Uhr – Die Idylle auf der Afrikasavanne ist perfekt. Die ersten Pelikane watscheln träge in das Wasser gleich beim Regenunterstand um für die gleich stattfindende Fütterung einen günstigen Platz zu ergattern. Die drei Marabus haben sich jeder in seine Ecke zurückgezogen um den Nachmittag zu verdösen, die Straußen grasen im Gleichschritt auf der Anlage. Alle scheinen in perfekter Harmonie zusammen zu leben. Wenn da nicht die beiden Hornraben wären, die sich gegen einen der drei Kronenkraniche verschworen haben oder das sehnsüchtig in der Nachbaranlage wartende Mendesantilopenmännchen, das unbedingt zu seiner kleinen Familie möchte.
Muss der gejagte Kronenkranich die Anlage verlassen? Wird der Mendesantilopenmann bei seiner Einführung auch nicht zu aggressiv zu seinen Nachbarn? Wer ergattert sich welches Futter bei den täglich stattfindenden Schaufütterungen? Diese und viele weiteren Fragen werden in der nächsten Zeit aufs gründlichste untersucht. Die beiden Studentinnen Daniela Busch und Anja Walther von der Biologischen Fakultät der Universität Greifswald wolle benannten Fragen auf den Grund gehen. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit wollen sie das Wesen der afrikanischen WG im Vogelpark Marlow aufs unter die Lupe nehmen. Insgesamt über ein Vierteljahr lang werden alle Bewohner der Anlage beobachten. „Wir haben uns zum Anfang die Arbeit geteilt“, so die Studentin Anja Walter, „ Daniela wird insbesondere die Vögel auf der Anlage im Auge behalten und ich darf die Aktionen der Antilopen dokumentieren. Insbesondere die kleine Stella – das Antilopenbaby - habe ich schon jetzt ins Herz geschlossen.“ Das ist nicht sehr verwunderlich, denn hat man das kleine Antilopenkälbchen erst einmal entdeckt wird man von der Lebenslust angesteckt.
Die beiden Studentinnen waren froh als der Parkleiter Matthias Hasse ihnen auf ihre Anfrage hin den Vorschlag unterbreitete, den Einzug der Antilopen auf die Afrikasavanne zu dokumentieren. Die beiden untersuchen ob es Interaktionen in der Gemeinschaft gibt und ob das Verhalten den in der Heimat lebenden Individuen gleicht. „Unsere Anfangsuntersuchungen werden in speziellen Hypothesen gipfeln, die wir nicht nur versuchen zu belegen sondern so zu formulieren, dass der Vogelpark Marlow und andere interessierte zoologische Einrichtungen Empfehlungen für die erfolgreiche Vergesellschaftung von Vögeln mit Säugetieren erhalten.“ So formuliert Daniela Busch ihren Forschungsauftrag. Als sie diesen ihrem Mentor an der Universität Herrn Professor Gansloßer vorstellte, erkannte dieser sofort, dass derartige Beobachtungen von Vergesellschaftungen zwischen Säugetieren und Vögeln bislang nur selten dokumentiert wurden und somit von recht großem Interesse in der Fachwelt sein wird. „Als zoologische Einrichtung ist es auch unsere Aufgabe, neben der Bereitstellung eines Top Freizeiterlebnisses, uns an Forschungsprojekten zu beteiligen.“ So der Parkleiter Matthias Haase, „Vielleicht hilft die Arbeit unser beiden Studentinnen wieder die Tiere ein Stück mehr zu verstehen. In jedem Falle helfen sie uns bei unserer Arbeit.“
Text und Foto © Vogelpark Marlow
Datum: 21.04.2009
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