Auf der Insel Usedom können Ostsee-Urlaubern in den Ostseebädern Zinnowitz, Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck etwas Besonderes entdecken, was es an der deutschen Ostseeküste nur noch in wenigen Seebädern gibt: die Bäderarchitektur. Dabei ist die Bäderarchitektur auf Usedom keine eigene Stilrichtung, vielmehr kombiniert sie einzelne Stilelemente unterschiedlicher Architekturepochen und ist dadurch wiederum typisch.
(Insel Usedom) Gibt es etwas Spannenderes als die Geschichte eines Hauses, das vor genau 100 Jahren erbaut wurde, später in staatliche Hände fiel und heute von der Enkeltochter des einstigen Bauherren verwaltet wird? Es gleicht einer Zeitreise, wenn die Eigentümer von früher erzählen. In den letzten 100 Jahren hat sich so einiges getan im Seebad Bansin, aber das Hotel Germania ist noch immer ein Schmückstück, etwas ganz Besonderes eben. Am 29. November 2008 feiert es seinen 100. Geburtstag – Anlass genug, um Familie, Freunde und Bekannte zu einem Ausflug in die Vergangenheit einzuladen.
Während sich in Heringsdorf und Ahlbeck schon die Touristen tummelten, wurden in Bansin die ersten Feriendomizile errichtet, so eben auch das besagte Hotel Germania. Maurermeister Heinrich Frank erfüllte sich damit einen Lebenstraum, der knapp 50 Jahre später mit der „Aktion Rose“ zunichte gemacht wurde. Wie viele andere Villenbesitzer am Ostseestrand wurde auch er 1953 verhaftet und enteignet – seine drei Häuser wurden verstaatlicht und als FDGB-Ferienheime genutzt.
Die Landschaft, der Strand, das Meer, die Möwen, die Bäderstil-Villen in Bansin – jahrelang hatte nicht nur Heinrich Frank an seine Heimat gedacht, sondern auch seine Enkelin Barbara. Zuhause fühlte sie sich in Stuttgart, wo sie sich nach der Enteignung niedergelassen haben, nicht. Die Wende, ein Moment des Glücks. Die Häuser wurden der Familie zurückgegeben. Barbara Jörg lebte zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Mann in Kairo. Für sie stand fest: Verkaufen würde sie den Lebenstraum des Großvaters nicht. Irgendwie wird es schon gehen, dachte sie sich und organisierte gemeinsam mit ihrem Mann Günther Jörg die Restauration des Hotels aus der Ferne. So wurden die Zimmer mit Bädern ausgestattet, die Fassade erneuert, eine Sauna errichtet und ein Kaminzimmer gestaltet. Als eine Perle reiht sich die „Germania“ in das Ensemble der Bäderstil-Villen auf Usedom ein – lückenlose Bäderarchitektur, wie es sie sonst nirgendwo gibt.
Als das Ehepaar Jörg im Jahr 2005 aus Kairo zurückkehrte, um sich in Bansin niederzulassen, erwachten in Barbara Jörg die Kindheitserinnerungen. „Hier ist meine Schule. Und diese Kirche habe ich als Kind immer besucht. Dort drüben hat meine beste Freundin einst gewohnt“, hat sie damals zu ihrem Mann gesagt. Strahlend weiß und schlicht, so wie schon vor 100 Jahren, präsentiert sich die Villa ihren Besuchern dieser Tage. Zum Geburtstag ihres Hotels wird das Ehepaar Jörg gemeinsam mit seinen Gästen auf eine kleine Zeitreise gehen.
Mehr zum Thema Bäderarchitektur auf Usedom erfahren Sie auf www.baederarchitektur.de.
Text: Usedom Tourismus GmbH
Datum: 25.11.2008
Keine Kommentare