Pünktlich vier Wochen vor dem größten Fest des Jahres öffnet jährlich in Rostock das - nach eigener Aussage - größte Fest Norddeutschlands, zumindest in der boomenden Weihnachtsmarkt-Branche.
Einen Tag nach der Eröffnung drehten wir im kühlen, aber schneelosen Novemberwind die Weihnachtsmarkt-Schleife vom Neuen Markt zum Kröpeliner Tor und über die Lange Straße zurück. Die Kinder äußerten sich zum Glück nicht viel mehr als staunend, größtenteils sogar lautlos. Wir taxierten das Angebot der vielen prächtig und fantasievoll geschmückten Buden, verglichen die Preise.
Die Kröpeliner Straße war, nach den uns erreichenden Lauten, zu Klein-(Süd-)Schweden geworden, denn die skandinavischen Nachbarn nutzen die Vorweihnachtszeit – und nicht nur die – gern für einen (Einkaufs)Abstecher in die Hansestadt. Den original schwedischen Glögg-Stand nahmen dann aber doch mehr die einheimischen Besucher wahr, zumindest bis sie erstmals dieses dunkle, heiße und süße Getränk genossen hatten.
Auch andere „Zugereiste“ wie Bayern und Erzgebirgler waren mit Buden vertreten.
Eine besondere Note gaben die wenigen, aber vor dem (verlorenen) Spiel gegen Hansa Rostock noch selbstbewusst auftretenden Borussia-Dortmund-Fans ab.
Die Organisatoren des Weihnachtsmarktes nutzten geschickt den reichlich zur Verfügung stehenden Platz, um einen abwechslungsreichen Weg für die Besuchermassen zu gestalten. Kinderkarussels gaben hin und wieder den Eltern Gelegenheit, während des Wartens auf die Sprösslinge in Ruhe die vielen Leckereien zu genießen. Traditionsgemäß stand das Riesen-Riesenrad wie angelehnt neben dem Kröpeliner Tor, die spektakulärsten, zum Teil kombinierten Dreh- und Schüttelmaschinen waren konzentriert untergebracht.
Viele Einzelhändler, darunter das größte Kaufhaus der Innenstadt, hatten auch am Sonntag geöffnet.
Apropos Geschäftssinn: Die Preise der Fahrgeschäfte seien sorgfältig kalkuliert, las ich kürzlich in der Tagespresse vom zuständigen Verband, denn die enormen Kosten und die nötigen Investitionen sowie die Sicherheit erforderten dieses. Was aber, wenn die Kunden ausbleiben? Müssen dann die Preise noch mehr angehoben, die Kosten sozusagen auf die geringere Anzahl der Mitfahrer verteilt werden?
Etwas mehr Geschäfts-Mathematik könnte hier nicht schaden, zum Nutzen aller Beteiligten.
Ein unverdientes Schattendasein führte der „alternative“ Weihnachtsmarkt, wohl nicht zufällig neben der Marienkirche. Echtes Stroh in der Krippe, mittelalterliche musikalische Klänge und ein eigenes Flair waren den Abstecher wert.
Nach fast vier Kilometern Rundmarsch erreichten wir den - legalen - Parkplatz und nahmen uns vor: Alle Jahre wieder!
Jens Wille
Foto: Tourismuszentrale Rostock und Warnemünde