Die Region Schleswig, in der die Siedlung Haithabu liegt, gehört zu den beliebtesten Urlaubsregionen an der Ostsee. Sie ist auch seit Jahrhunderten Schauplatz der Begegnung verschiedener Stämme. Der Ort Haithabu kann als Symbol dafür gelten. Seine Gründung geht auf das 8. Jahrhundert zurück, Grund war das Bestreben dänischer Stämme, sich gegen die von Süden vorrückenden Franken, später auch gegen slawische Stämme, abzugrenzen. Haithabu wurde zu einem bedeutenden Handelsort in der westlichen Ostsee, mit Handelsbeziehungen in den gesamten Ostseeraum hinein. Die Wikinger-Siedlung Haithabu, am südlichen Ufer der Schlei gelegen, zählte einst zu den wichtigsten Stätten Nordeuropas, da dort alle Fernhandelswege zusammenliefen. In enger Verbindung damit steht das Danewerk, ein Schutzwall der Dänen nach Süden, dessen Verlauf noch heute an zahlreichen Stellen sichtbar ist. Die Wikinger führten den Handel über die Schlei Richtung Ostsee, aber auch über Treene und Eider bis an die Nordsee. Die ersten Kilometer mussten die Rudergänger dabei über Land, mitsamt dem Schiff, zurücklegen. Nach der Blütezeit im 10. Jahrhundert geriet Haithabu danach in die Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Stämmen und wurde schließlich im 11. Jahrhundert zerstört und geplündert.
Um 1900 begannen Ausgrabungen an der ehemaligen Siedlungsstätte, in deren Verlauf die Ausmaße des alten Haithabu wieder sichtbar und zum großen Teil erschlossen wurden. Die meisten Funde wurden in dem 1985 gegründeten Wikinger-Museum Haithabu als Teil der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf zusammengefasst, welches in der Nähe der alten Siedlungsstätte am Südrand der Stadt Schleswig entstand. Die 2010 vollständig erneuerte Ausstellung zeigt das Alltagsleben der Wikinger zu den Themen Haushalt und Ernährung, Religion, Bestattung, Schrift, Handel und Handwerk, Stadtentwicklung und Seefahrt. Besonders eindrucksvoll ist der Nachbau eines Wikinger-Schiffes. Das Museum enthält den Nachbau eines Teils der Stadt und der Hafenanlage. Sieben Häuser, von denen Originalteile ausgegraben wurden, sind originalgetreu wieder errichtet worden. Dazu kamen Bohlenwege, ein Landungssteg, ein befestigter Bachlauf sowie eine Mole.
Zusammen mit anderen Wikingerstätten in Island, Schweden und Norwegen bewirbt sich das Wikinger-Museum Haithabu mit dem Danewerk seit 2008 offiziell um den Status des UNESCO-Welterbes. Damit sollen die herausragenden Beiträge der Wikinger-Kultur zur europäischen Kulturgeschichte nicht nur erhalten, sondern auch besser touristisch für eine breite Öffentlichkeit erschlossen und präsentiert werden.
Foto: Schlei Ostsee GmbH
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