Der Tellak Senol Avul (Foto: Rainer Höll) Der Tellak Senol Avul (Foto: Rainer Höll)

Wer mit diesem Begriff etwas anfangen kann, gehört schon - im Gegensatz zu mir -zu den „Insidern“. Ich hatte keine Vorstellung von einem türkischen Bademeister, eben dem Tellak, doch nach meinem Besuch in der Zinnowitzer Bernsteintherme bei Senol Avul weiß ich, wie er sein muss! Schwarzhaarig, bärtig, kompakt, das sind die Äußerlichkeiten. Aber im Gespräch zusammen mit seiner Frau Saziye wurde ich allmählich in die Welt der türkischen Badekultur entführt.

Seit 2002 arbeitet das junge Ehepaar aus Istanbul im Hamam, dem türkischen Bad in der Therme. Wer also diese Behandlung bucht – übrigens die einzige Möglichkeit im Umkreis von etwa 100 Kilometern – bekommt das hundertprozentige Original.
Hamam steht für traditionelle türkisch-orientalische Badekultur. Nach einer Aufwärmphase von 20 Minuten wird der Körper – auf einer etwa 40 Grad warmen Steinfläche liegend – eingeschäumt und mit Massage tiefengereinigt. Diese Prozedur dauert etwa eine Stunde. Nach der anschließenden gut halbstündigen Ruhezeit verlässt der Gast wie neu geboren die angenehme Atmosphäre. Auf nähere Beschreibung muss zugunsten eines Besuchs verzichtet werden.

Die Einzelbehandlung in der Bernsteintherme Zinnowitz ist etwas, was vom türkischen Original abweicht, denn im Orient ist es ein Gruppenereignis, zu welchem sich regelmäßig einmal in der Woche meist Männer im Bekannten- oder Familienkreis treffen. Aber auch Frauen genießen es, zum Beispiel zur Verabschiedung einer Braut am Tag vor der Hochzeit. In jedem Fall sind Männer und Frauen getrennt im Hamam. Auch das kann in Zinnowitz anders sein, z.B. bei gemeinsamer Behandlung eines Paares.

Vor ihrer Übersiedlung nach Deutschland hatten Saziye und Senol Avul sieben Jahre Berufserfahrung in ihrer Heimat. Meine Frage nach der Ausbildung erforderte eine etwas längere Antwort, denn es ist kein Handwerksberuf im eigentlichen Sinne. Die türkische Badekultur ist fest in der Familiengesellschaft verwurzelt, schon die Kinder wachsen damit auf. Die nötigen Fähigkeiten und Fertigkeiten werden überliefert und von Generation zu Generation weitergegeben, Erfahrungen durch die Praxis selbst gesammelt. Oder anders formuliert: Zum Tellak muss man geboren sein. Denn es gehört nicht nur Fachkenntnis dazu, es ist in erster Linie Kommunikation.

Allein in unserem Gespräch war zu merken, dass Senol und Saziye Avul in ihrer Tätigkeit aufgehen, die Badekultur ist ihr Leben. Sie berichten von vielen Gesprächen mit ihren Kunden, von denen immer mehr auch regelmäßig kommen. Man unterhält sich über Dinge des Alltags, über die Familie – kurz, es ist nicht nur eine körperliche Wohltat, sondern auch eine Entspannung für die Sinne. Und man kann sich daran gewöhnen! Zum Beispiel an türkischen Tee danach, der dem Hamam die richtige Abrundung gibt. So mancher Kunde nutzt die Gelegenheit, sich für die Zeit zwischen den Behandlungen den Tee zu kaufen.
Wer den Hamambereich der Bernsteintherme betritt, wird zunächst von orientalischer Atmosphäre gefangen genommen. Der Ruheraum mit großzügigen Fensterflächen und einladenden Liegestühlen bereitet dann wieder auf die baltische Nüchternheit der Umgebung vor. Der Charakter des Hotels Baltic als Sport- und Ferienhotel bringt so manchen prominenten Sportler nach Zinnowitz, und damit auch unter die Hände von Familie Avul. Auf Anhieb fielen Namen wie Dariusz Michalczewski, Susi Erdmann und Sven Hannawald.

Die Tätigkeit in Deutschland ist für Familie Avul eine Herausforderung, sie sind jung und neugierig auf Europa. Auch wenn der Anfang schwer war, ohne jegliche Deutschkenntnisse hier zu beginnen: Die Entscheidung haben sie nie bereut. Und der jetzt zehnjährige Sohn spricht mittlerweile perfekt deutsch, die Eltern lernten - nach einem achtwöchigen Crashkurs - aus einem Kindersprachlehrbuch mit vielen Bildern gleich mit. Saziye und Senol Avul haben - mit großer Unterstützung des Teams von Hotel und Therme - in Zinnowitz eine neue Heimat gefunden und geben ihre Lebensfreude in Gestalt eines einzigartigen türkischen Badeerlebnisses an ihre Kunden weiter.

Rainer Höll

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