Das Deutsche Meeresmuseum in der Hansestadt Stralsund gehört mit zu den besucherstärksten Ausflugszielen im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam mit dem Ozeaneum und dem Nautineum, beide in Stralsund, sowie dem Natureum im Leuchtturm Darßer Ort auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst informieren die vier Museum ausführlich über die Flora und Fauna der Region im Kleinen und Nordeuropas im Komplexen, über Ostsee, Nordsee und Nordatlantik, Seefahrt, Fischerei, Küsten- und Artenschutz der Weltmeere. Die Besucher können sich auf verschiedenste Weise über diese Themen informieren, wobei die Museen ganz unterschiedlich an die „Wissensvermittlung“ herangehen. Während beispielsweise das Meeresmuseum mit traditionellen Exponaten und diversen Aquarien mit Bewohnern des Mittelmeeres und der Tropen besticht, informiert das Ozeaneum multimedial und entführt im wahrsten Sinne des Wortes mit allen Sinnen ins Meer. Im Folgenden möchten wir Ihnen das Meeresmuseum als Familienausflugsziel genauer vorstellen.
Schon der Gang von unserem Parkplatz am Neuen Markt Richtung Meeresmuseum lässt Vorfreude aufkommen: Die Stralsunder Altstadt gehört mit ihrer historischen Bebauung zum UNESCO-Welterbe. Dicke Backsteinmauern, Kopfsteinpflaster und reich verzierte Giebel ehemaliger Kaufmannshäuser erinnern an die Hansezeit, während der Stralsund zu einer der bedeutendsten Städte an der Ostsee heranwuchs. Noch heute erinnert Vieles an die Hanse und die Tradition als Seefahrerstadt. Die später herrschenden Schweden hinterließen ebenfalls maritimes Flair. Am westlichen Rand der historischen Altstadt passt sich das ehemalige Dominikanerkloster St. Katharinen perfekt in dieses Ambiente ein. Heute beherbergt das Katharinenkloster die Ausstellungen des Deutschen Meeresmuseums. Schon beim Eintritt in den Vorraum zeigt ein überdimensionaler Globus an, warum unsere Erde den Beinamen „Blauer Planet“ zu Recht trägt. Rund 70% der Erdoberfläche bestehen aus Wasser, aus kleinen Meeren wie der Ostsee und großen wie dem Pazifischen Ozean. Noch heute sind weite Teile der Ozeane nicht erforscht, verbergen sich unbekannte Meeresbewohner in den Tiefen. Einen Einblick in diese Welt vermittelt das Meeresmuseum, zeigt die Bewohner der Meere und Küsten, informiert über die Nutzung, beispielsweise durch Fischfang und Seefahrt und nimmt auch das ganz wichtige Thema Küsten- und Meeresschutz nicht aus.
Gleich zu Beginn des Rundgangs beeindrucken zwei besonders große Exponate. Ein inzwischen 30 Jahre alter und aus echten Korallen aufgebauter Riffturm wird derzeit einer umfassenden Generalüberholung unterzogen. Zukünftig wird die 125 m³ fassende Vitrine wieder in den bunt-leuchtenden Farben der tropischen Korallenwelt mit über 30 verschiedenen Korallenarten und zahlreichen Fischen und anderen Lebewesen erstrahlen. Eine moderne Ton- und Lichtinstallation soll den Besuchern dann auch das Leben im Riff bei Tag und bei Nacht zeigen. Im sich anschließenden ehemaligen Kirchenchor erhebt sich das Skelett eines Finnwals, der 1825 vor Rügen strandete. Mit 15 Metern Länge und rund 1.000 kg Gewicht lässt es die wahre Größe dieser Riesen der Meere erahnen. Diverse Schaustücke geben Einblick in die Lebensweise der Wale, Anatomie, Entwicklungsgeschichte vom Landlebewesen zum Meeresbewohner und heutiges Vorkommenden der einzelnen Arten. Auch in der Ostsee leben Wale. Mit rund 1,60 Metern Länge gehören die Schweinswale allerdings zu den kleinsten dieser Meeressäuger. Beim Aufstieg in die nächste Ausstellungsebene lohnt sich ein Blick zurück zum Finnwal-Skelett, das auf Augenhöhe nochmals ganz besondere Einblick gewährt.
Die folgende Ausstellungsebene beschäftigt sich mit der Geschichte der Fischerei, wobei der Bogen von den Strandfischern der Steinzeit, über die einfachen Gerätschaften der frühen Küstenfischer und erste Boote wie dem Einbaum bis zur bedeutenden Heringsfischerei zur Hansezeit und die in Vorpommern vorherrschende Zeesenfischerei gespannt wird. Den Abschluss bilden Informationen zur modernen Küsten- und Hochseefischerei zu DDR-Zeiten. Interessant sind auch die im Original erhaltenen Lebensmittelverpackungen, die das Bindeglied zwischen Fischerei und Konsumenten darstellen.
Große Augen und zahlreiche freudige Ausrufe unserer Kinder folgten in der obersten Ausstellungsebene, die mit unzähligen Tierexponaten in Lebensgröße bestückt ist. Zum Schutz sind die Präparate und Modelle zwar in Vitrinen ausgestellt, es bieten sich aber beste Möglichkeiten, ganz nah ran zu gehen und Details aufzunehmen. Besonders putzig wirkt der Pinguin-Kindergarten. Beeindruckend wird es dann bei den Großen: Wussten Sie wie imposant ein Walross wirkt, wenn man ihm direkt auf Augenhöhe begegnet? Oder ein Eisbär, dessen feines Fell aufgrund der Haarstruktur ganz unwirklich erscheint? Bei der Riesenkrabbe waren sich alle Familienmitglieder einig, dass die doch besser vor Japan heimisch bleiben sollte, und auch den Riesenkraken möchten wir lieber nicht beim Bad in der Ostsee finden, auch wenn seine Unterseite - über einen Spiegel betrachtet - fast schon malerisch-künstlerisch wirkt. Im Anschluss folgen diverse Seevogel-Dioramen, die mit viel Liebe zum Detail eingerichtet sind und zahlreiche interessante Kleinigkeiten entdecken lassen. Auch die Lebensweisen und Routen der Zugvögel, für die Mecklenburg-Vorpommern ein wichtiger Anfangs- und Endpunkt sowie eine beliebte Zwischenstation zum Kraft tanken ist, werden erklärt.
Eine alte Steintreppe führt im Anschluss in die Kellergewölbe des historischen Katharinenklosters. Nachdem sich die Augen an das schummerige Licht gewöhnt haben, erblicken sie unzählige kleine Meeresbewohner, die in noch mehr Farben um die Wette schimmern und leuchten. Über Jahrzehnte gewachsene Korallen bilden die Heimstatt für tropische Fische, vom kleinen orange-gestreiften und jedem Kind bekannten Anemonenfisch bis zum giftigsten Fisch der Welt, dem Steinfisch, der sich bestens zu tarnen versteht. Seepferdchen, Perlboote und leuchtende Seeigel ergänzen die Liste maritimer Schönheiten. Etwas bizarrer sind Haie, Rochen und Muränen anzuschauen, denen man als Badender doch besser nicht persönlich begegnen möchte. Im größten Aquarium des Meeresmuseums ziehen neben diversen kleinen Bewohnern fünf Meeresschildkröten ihre Bahnen. Vor der riesigen Scheibe dieses Aquariums sitzend, ergibt sich als Betrachter dieses Szenarios eine fast schon meditative Stimmung, die die vielseitigen Eindrücke des Meeresmuseums nochmals Revue passieren lässt und der Schönheit des Meeres sowie der Verantwortung, die der Mensch für diese einzigartigen Welten trägt, bewusst macht.
Das Meeresmuseum ist zu Recht eines der meistbesuchten Ausflugsziele Mecklenburg-Vorpommerns, gehört mit über 1 Mio. Besuchern jährlich sogar zu den besucherstärksten Museen Deutschlands. Für jedes Familienglied war viel Wissenswertes in Erfahrung zu bringen. Für die Erwachsenen boten sich ausführliche Informationen zum Nachlesen, zum Beispiel über die Geschichte der Fischerei, während die Kinder naturgemäß eher an den Tierexponaten, den Dioramen sowie vor allem den Aquarien interessiert waren und hier viele Kleinigkeiten entdecken und in ihren Wissensschatz aufnehmen konnten. Regelmäßig wechselnde Sonderschauen bieten die Möglichkeit, sich auch mehrmals für einen Besuch des Meeresmuseums zu entscheiden. Aktionstage, Ferienveranstaltungen und die Familiensonntage im Winterhalbjahr stellen jeweils ein Thema in den Mittelpunkt und bieten zusätzliche, über die eigentliche Ausstellung hinausgehende Informationen. Und warum die Bewohner des Meeresmuseums nicht mal nachts bei einer Taschenlampenführung besuchen?
Deutsches Meeresmuseum
Katharinenberg 14-20
18439 Stralsund
T (0 38 31) 26 50 210
www.meeresmuseum.de
Informationen zu Veranstaltungen, Öffnungszeiten und Eintrittspreisen finden Sie auf der Homepage des Museums. Durch den Erwerb von Kombitickets können Sie die Museen Ozeaneum und Nautineum in Stralsund zu vergünstigten Eintrittspreisen besuchen.
Text: Karin Höll, Fotos © Deutsches Meeresmuseum (u.l.), andere Karin Höll
Datum: 05.10.2012
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