Den meisten Ostsee-Urlaubern ist nicht bekannt, dass es in der Ostsee Wale gibt. Die Schweinswale, auch Kleine Tümmler genannt, verstecken sich allerdings meistens gut, nur selten ist einer zu entdecken. Sollte Ihnen doch einmal ein Blick auf einen Schweinswal gelingen, melden Sie Ihre Sichtung bitte an die zuständigen Stellen. Damit unterstützen Sie die Bemühungen zur Einrichtung arterhaltender Maßnahmen und Schutzräume für den kleinen Ostsee-Wal.
(GSM) Leider ist sein Ehrentag kein Tag zum Feiern. Dem Kleinen Tümmler, wie der nur 1,60 m lange schwarz-weiße Wal mit der stumpfen Schnauze auch heißt, geht es schlecht. Um auf seine Situation aufmerksam zu machen, veröffentlicht die GSM alljährlich die Ergebnisse ihres Projektes „Wassersportler sichten Schweinswale“. 1100 Sichtungen lebender Wale von Behörden, Wassersportlern, Anglern und Spaziergängern waren bei der GSM eingegangen, leider zusätzlich auch 173 Totfunde entlang der deutschen Ostseeküste. Allein an der schleswig-holsteinischen Küste gab es 2007 mit über 109 Kadavern mehr als doppelt so viele wie 2006“, sagt Hans-Jürgen Schütte, der das Projekt koordiniert.
Die Daten wurden vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in eine Ostsee-Seekarte übertragen und werden in wenigen Wochen interaktiv sein: Durch Klicken erscheinen dann weitere Einzeldaten. Die Sichtungen 2007 werden unter www.gsm-ev.de und www.habitatmarenatura2000.de zu sehen sein.
Weiterhin stellt die GSM die Gewinner des Malwettbewerbs „Kinder malen Schweinswale“ vor. Das Logo für den Wettbewerb von 2007 stammt vom schleswig-holsteinischen Karikaturisten Kim Schmidt. Bei der GSM sind 64 Zeichnungen eingegangen. Den Sieger, Benedikt König, erwartet ein einwöchiger Opti-Segelkurs im Piratencamp der Segelschule Ralph Bennewitz in Heiligenhafen. Weitere Preise und ihre Gewinner sind im Internet unter www.gsm-ev.de nachzulesen.
Der Schweinswal ist der einzige heimische Wal in der Ostsee, von Besuchern wie Finnwalen und Delfinen, die ab und zu für Schlagzeilen sorgen, abgesehen. In jedem Jahr sterben mehr Schweinswale als geboren werden. Wenn nicht schleunigst Schutzmassnahmen greifen, wird der „Braunfisch“ oder „Schweinsfisch“ wie er früher auch genannt wurde, in wenigen Jahren ausgerottet sein. In der östlichen und zentralen Ostsee leben nach Hochrechnungen nur noch zwischen 100 und 460 Schweinswale, in der westlichen Ostsee um 5 000. Höhere, aber auch rückläufige Bestände der Wale gibt es im Kattegat und Skagerrak – außerhalb der eigentlichen Ostsee - und in der Nordsee.
Die Todesursachen sind fast immer von Menschen gemacht. Der sensible Lebensraum Ostsee hat sich zu einer Wasserstraße mit starkem Schiffsverkehr entwickelt, von Schadstoffen aus Industrie und Landwirtschaft verschmutzt und überdüngt. Kriegsaltlasten, schnell fahrende Schiffe, militärische Übungen und die Ausbeutung von Bodenschätzen wie Kies und Sand, Öl und Erdgas, machen das einzigartige Ökosystem lebensfeindlich.
Als Todesursache Nr. 1 hat 2002 das Kleinwale Abkommen ASCOBANS in seinem Rettungsplan für den Ostsee-Schweinswal die Fischerei identifiziert. Obwohl kein Fischer absichtlich Schweinswale fängt, sterben viel zu viele in nicht für sie ausgebrachten Netzen, im „Beifang“. Die sich vorwiegend akustisch orientierenden Wale können die modernen Netze aus dünnem Kunststoffgarn weder sehen noch mit ihrem Echolot orten. Sie verheddern sich in den Netzen und ersticken elendig.
Die GSM bittet auch 2008, wie seit 2002, Wassersportler um Mithilfe: Melden Sie der GSM Schweinswalsichtungen, bitte mit ausführlichen Angaben wie z.B. GPS-Daten: Nähere Informationen für Sichter finden sich unter www.gsm-ev.de. Die Sichtungsdaten können helfen, Schutzgebiete auszuweisen. Die EU-Länder sind verpflichtet, Schutzgebiete einzurichten, aus denen Brüssel hoffentlich bald ein europaweites Netz zusammenfügen wird.
Zum Downloaden die Schweinswal-Sichtungskarte 2007 der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäuger e.V.
Text: Gesellschaft zum Schutz der Meeressäuger e.V./Petra Deimer, Bild: Benedikt König
Datum: 19.05.2008
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