Dem Schweinswal in der Ostsee ist jeder dritte Sonntag im Mai gewidmet: Doch der Ehrentag ist kein Tag zum Feiern. Der Kleine Tümmler, wie der nur 1,60 m lange schwarz-weiße Wal mit der stumpfen Schnauze auch heißt, ist in der Ostsee vom Aussterben bedroht. Um auf seine überlebensbedrohlichen Probleme aufmerksam zu machen, veranstaltet die GSM (mit Unterstützung der DUH) vom Tag des Schweinswals an bis zum 20. Oktober 2007 einen Malwettbewerb: „Kinder malen für Schweinswale“. Das Logo stammt vom schleswig-holsteinischen Karikaturisten Kim Schmidt. Für diesen Wal suchen wir übrigens noch einen Namen.
Die GSM bittet auch, wie seit 2002, Seefahrer um Mithilfe: Melden Sie der GSM Schweinswalsichtungen, möglichst mit ausführlichen Angaben wie GPS-Daten an: www.gsm-ev.de. Die Sichtungsdaten können helfen, Schutzgebiete auszuweisen. Die EU-Länder sind verpflichtet, Schutzgebiete einzurichten, aus denen Brüssel hoffentlich bald ein europaweites Netz zusammenfügen wird.
Der Schweinswal ist der einzige heimische Wal in der Ostsee, von Besuchern wie Finnwalen und Delfinen, die ab und zu für Schlagzeilen sorgen, abgesehen. In jedem Jahr sterben mehr Schweinswale als geboren werden. Das kann kein Bestand verkraften. Wenn nicht schleunigst Schutzmaßnahmen greifen, wird der „Braunfisch“, wie er früher auch genannt wurde, in wenigen Jahren ausgerottet sein. In der östlichen und zentralen Ostsee leben nach Hochrechnungen nur noch zwischen 100 und 600 Schweinswale, in der westlichen Ostsee etwa 800. Höhere, aber auch rückläufige Bestände der Wale gibt es in Kattegat und Beltsee und in der Nordsee.
Schadstoffe, Unterwasserlärm und die Fischerei machen den Meeressäugern das Überleben schwer. Zu viele sterben in nicht für sie ausgebrachten Fischernetzen, im „Beifang“. Sie können die modernen Netze aus Kunststoffgarn weder sehen noch mit ihrem Echolot erfassen. Sie verheddern sich und ersticken elendig. Etliche werden tot am Strand gefunden, weil sie von Fischern im Netz gefunden und gleich wieder über Bord geworfen wurden. Im vergangenen Jahr wurden 56 Totfunde gemeldet.
Um den kleinen Walen zu helfen, wurde unter dem „Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee“ (ASCOBANS) ein Rettungsplan entwickelt. Er rät zur Umrüstung auf weniger gefährliche Fischfangtechniken: Von Treibnetzen auf Langleinen und von Stellnetzen auf Fischreusen. Doch diese Forderungen werden meistens ignoriert.
Wie historische Dokumente belegen, lebten die quirligen Kleinen Tümmler einst überall in der Ostsee. Sie wurden auch als „Meerschwein“ gegessen. Heute kommen sie fast nur noch im südwestlichen Teil, vor den Küsten Dänemarks, Deutschlands und gelegentlich vor Schweden, Finnland und Polen vor.
Ein Rettungsplan kann natürlich nur funktionieren, wenn dem Ostsee-Wal keine tödlichen Fallen mehr gestellt werden und er eine Chance bekommt, seine angestammte Heimat wieder zu erobern: die ganze Ostsee.
Text: Hans-Jürgen Schütte / Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V.
Datum: 20.05.2007
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