Bei Hochwasser soll sie das Hinterland schützen, außerdem ist sie sprichwörtlich für einen Meeresurlaub, zumindest an der Ostsee. Zum Schutz gegen Windabtrag wurde sie mit dem genügsamen Strandhafer bepflanzt. Doch an manchen Stellen haben selbst Sträucher und Bäume ihre Wurzeln in den Sand schlagen können. Die „Normaldüne“ ist bewachsen, erhebt sich etwa zwei Meter über dem Strand und ist bis zu dreißig Meter breit. An der dem Wasser abgewandten Seite läuft sie aus in einen mit Sträuchern oder gar Bäumen bewachsenen Teil. An vielen Stellen der Ostsee ist sie Teil eines Dünenwaldes, der sich oft mehr als einen Kilometer ins Landesinnere fortsetzt. Anderswo, wie in Dänemark oder in Polen, vermittelt sie durch die Dimensionen einen wüstenartigen Eindruck.
Beim Gang über die Düne begleitet mich der Lärm von der Promenade, drückender Sonnenschein oder auch mal heftiger Wind. Schon beginnt der sanfte Aufstieg auf den Kamm der Düne. Die bisherigen Geräusche werden leiser, verschwimmen miteinander, neue tauchen zunächst leise auf: Rauschen! Am Morgen, wenn der Tau auf den Blättern der Sträucher den Tag begrüßt - und die Mücken anlockt – kann der Gang auch schon mal etwas schneller werden.
Dann der Blick in die Ferne, an den Horizont, die (meist) blaue Wasserfläche, der breite Sandstrand kommt in Sicht. Morgens in der Dämmerung wiederum sieht man die Lichter der Schiffe auf der Reede von Swinemünde und die gerade aufgegangene Sonne schickt einen Gruß über den Streckelsberg.
Die wenigen Schritte über die Düne werden zum Eintritt in eine andere Welt. Die drückende Sonne wird von kühlendem Wind bekämpft – oder umgekehrt: die steife Brise bleibt hinter dem Kamm der Düne zurück.
Es ist die Welt der Weite, des Wassers, die Dimensionen wechseln schlagartig. Die Gedanken lösen sich auf, kommunizieren mit den weißen, unsteten Wolkenfetzen. Die Zwänge des Alltags bleiben zurück, werden umgewandelt in Leichtigkeit, in Sehnsucht nach Grenzenlosigkeit. Rainer Höll
Foto: © nordlicht verlag
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